Durch die Hintertür nach El Chaltén
Villa O’Higgins: Es regnet aus Kannen. Das Thermometer sinkt nachts auf 2 Grad. Windböen fegen durch die leeren Straßen am Ende der Carretera Austral. 2 Mal die Woche landet eine 8 Sitzer-Propellermaschine auf der kleinen Landepiste im Ort. Der nächste Ort mit Bankautomat und Apotheke ist 8 Autostunden Richtung Norden entfernt. Im Süden begrenzt das Inlandseis den Ausbau der Carretera Austral und das Weiterkommen in Chile. Nur über den See Villa O’Higgins gelangt man von hier nach El Chaltén über die Grenze nach Argentinien.
Das Dorf ist von Gletschern umgeben. Die wenigen kleinen Supermercados öffnen 11 Uhr. Ein Hostel mit einem Campingplatz zieht alle Reisenden an, die über die Grenze nach Argentinien wollen. Doch wann das möglich ist, das entscheidet Mutter Natur allein. Unberechenbare Windböen machen das Queren des milchig grünen Sees unmöglich. Kaum vorstellbar. Und so sitze ich hier mit einer Tasse Tee in der Hand auf der Veranda und schaue in die Wolken, die ab und an einen Sonnenstrahl preisgeben. Auf einem Schild steht: wer in Patagonien mit Eile reist, verschwendet seine Zeit. Und so schenke ich mir eine weitere Tasse Tee ein, als die Fähre über den See zum zweiten Mal wegen zu starken Winden abgesagt wird.
Plötzliche Aufbruchstimmung: 12 Uhr, 4 h später als geplant, fährt das Boot über den See. Heftige Böen bringen es immer wieder in Schräglage.

Am anderen Ufer liegt der Grenzübergang von Chile. Der Beamte benötigt pro Person 10 Minuten. Die anderen müssen draußen im Starkregen warten. Gegen 17 Uhr Uhr und 2 h später ist alles erledigt. Der Ausreisestempel von Chile ist im Pass und die argentinische Grenze mit einem Ort zum Zelten liegt 20 km entfernt. Dazwischen eine wilde Berglandschaft und mein 20 kg schwerer Rucksack, Regen und Wind. Viel Wind.
5 h später: Mit Einbruch der Dunkelheit angekommen. Jeder der es schafft, wird von den bereits Angekommenen begeistert begrüßt. Der argentinische Zollbeamte erkundigt sich noch kurz nach dem Verbleib der anderen und wendet sich dann wieder seinem Feierabend zu. Es ist fast geschafft. Nur noch ein See und 30 km Straße bis nach El Chaltén.